Fritzens Hut: Noch nie waren wir soweit wie heute

B-Plan Fritzens Hut (Planungsbüro Ludewig)

Kaum ein Thema beschäftigte die Gemeinde länger als dieses Baugebiet. Und jede zu den Kommunalwahlen antretende Partei und Wählergruppe hatte „Fritzens Hut“ in ihrem Programm. Die Chancen stehen gut, dass der bisher verhaltene Optimismus der Kommunalpolitiker bald in Freude über die Realisierung eines enttäuschungsbelasteten Langzeitvorhaben umschlägt.

Im November 1994 titelte das Informationsblatt „DIE ANDERE“*: „Planungen vorangeschritten: ,Fritzens Hut’. Baubeginn für die 350 Wohneinheiten wahrscheinlich schon im nächsten Jahr“. Wie wir heute wissen, wurde daraus nichts. Potentielle Investoren kamen und gingen. In der Gemeindevertretung wurden über die Jahre immer mal wieder neue Planungen vorgestellt, die sich allesamt in Luft auflösten. Die Gründe dafür waren unterschiedlich: Mal haben sich die Bauherren mit den Investoren überworfen, mal mit den Planern. Dann waren sich die Eigentümer nicht einig, wie man das Gebiet vermarkten wolle.

Jetzt besteht eine neue Chance zur Entwicklung der Brache zwischen Gartensiedlung und so genannter Heinkel-Siedlung. Die Gemeindevertretung schuf auf einer Sondersitzung im Januar die letzten Voraussetzungen für die Errichtung eines neuen Wohngebietes. Der Erschließungsvertrag mit dem Investor konnte endlich abgeschlossen werden. Die notwendigen Änderungen des Bebauungsplanes und die dazugehörigen Abwägungen wurden zuvor bestätigt. Der Sitzung am 28. Januar 2016 gingen monatelange Verhandlungen und Abstimmungen voraus. Es ist gelungen, die mittlerweile komplizierte Eigentümerstruktur (Erbengemeinschaften mit unterschiedlichen Interessen) aufzulösen, alle notwendigen Satzungs- und Planungsvoraussetzungen zu schaffen und den Erschließungsvertrag zu verhandeln. An diesem wurde noch bis kurz vor der Gemeindevertretertagung gefeilt, so dass ein Platzen des Beschlusses durchaus im Raume stand. Mittlerweile liegen die notwendigen Bürgschaften vor, die die Errichtung der zentralen Verbindungsstraße zwischen Straße der Jungen Pioniere und Hauptstraße im Falle des Ausfalls des Investors sichern sollen. Nunmehr kann die Gemeinde den bereits vorliegenden rund ein Dutzend künftigen Bauherren in ihrem Bauantrag bescheinigen: „Erschließung gewährleistet“.

Das ursprüngliche Vorhaben aus den 1990er Jahren, das Gebiet mit Doppel-, Reihen- und „mehrgeschossigen Sektionshäusern“ zu bebauen, hat sich überlebt.

Die Gemeinde hat den Bebauungsplan aus dem Jahr 1997 durch das Birkenwerderaner Planungsbüro Ludewig überarbeiten lassen. Die Änderungen erlauben jetzt auf der Fläche von „Fritzens Hut“ eine offene Bauweise mit Einfamilien- und Doppelhäusern. Bis zu 92 Häuser können dort bei zweigeschossiger Bauweise errichtet werden.

Insgesamt habe es 15 Stellungnahmen von 20 Einreichern gegeben, die sich während der Öffentlichkeitsbeteiligung zu den Planungen geäußert haben, sagte Bauamtsleiter Norman Kabuß in der Januar-Gemeindevertretersitzung. Allein 14 Stellungnahmen seien von Anliegern der Rosenstraße eingereicht worden, die befürchten, dass diese zur Durchgangsstraße und durch schwere Baufahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. „Diese Befürchtung sehen wir nicht“, so Kabuß. Denn sowohl die Rosenstraße als auch die Blumen- und die Rudolf-Breitscheid-Straße würden als Anliegerstraßen (acht Meter breit, Tempo 30) von der Gartensiedlung nur durch das neue Baugebiet in Richtung Norden verlängert.

Als Haupterschließungsstraße diene aber allein die mit zwölf Metern auch deutlich breitere Verbindung zwischen Straße der Jungen Pioniere und Hauptstraße. Alle drei Anliegerstraßen münden auf diese Straße ein. Die Rosenstraße schwenke mit einem leichten Knick ein, sodass schon baulich deutlich werde, dass sie nicht die natürliche Verlängerung der Haupterschließungsachse Straße der Jungen Pioniere ist, so Kabuß.

Die ersten Grundstücke an der verlängerten Rosenstraße im westlichen Abschnitt des Baugebiets wurden bereits verkauft. Alleinvermarkter ist das Berliner Immobilienunternehmen Adorable.

Ab Mitte April soll zunächst mit dem Bau des Abwasser- und Trinkwassernetzes sowie der Errichtung eines Pumpwerkes begonnen werden. Bis Ende Juli sollen danach sukzessive die Medien in der verlängerten Rosen-, Blumen- und Breitscheidstraße sowie in der Hauptstraße verlegt werden. Die Straßen erhalten danach Tragschichten, sodass die Bauherren ihre Grundstücke auf befestigten Wegen erreichen können. Die Planer gehen derzeit davon aus, dass die ersten Hausbauer ab der zweiten Jahreshälfte mit ihren Vorhaben beginnen können.

Ab März kommenden Jahres soll dann zunächst der komplette Ausbau der Sammelstraße, also der Hauptstraße, erfolgen. Danach sind die drei Anliegerstraßen an der Reihe, die auch dann erst ihre Straßenbeleuchtung erhalten werden. Für die zweite Jahreshälfte 2017 steht noch der Ausbau der Kirchhofstraße auf dem Bauplan des Investors.

 

Giso Siebert

Friedhelm Brennecke (Oranienburger Generalanzeiger)

 

 

* DIE ANDERE war ein privat herausgegebenes Informationsblatt, welches in 28 Ausgaben in den Jahren 1992 bis 1998 erschien. In den Ausgaben 20 und 24 berichtete Autor Giso Siebert über die damaligen Planungen zum Gebiet Fritzens Hut. Alle Ausgaben des Blattes sind auf den Webseiten des Geschichtsvereins archiviert und nachzulesen:
www.leegebruch.info/die-andere