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Einzug eines alten Traktors

Ingrid Schleusener mit Bernd Heinzeller, ihrem Lebenspartner, der den Hanomag auf Vordermann bringen will. (Foto: Liane Protzmann)

Hanomag nun heimisch im Ort

Einen Traktor haben – das wäre mein Ding. Solch ein Gedanke wächst nicht von heute auf morgen. Aber allmählich. So war es auch bei Ingrid Schleusener, die in einem alten Bauernhaus in der Dorfstraße unseres Ortes wohnt.
Im Januar hat sie sich einen Traktor gekauft, Marke „Hanomag Perfekt 300“, Baujahr 1963, in Blau einst lackiert und hier und da verrostet, aber fahrtüchtig. Ein Dieselkraftwerk mit 25 PS und einer Höchstgeschwindigkeit bis 20 km/h. Und noch dazu TÜV-geprüft vom 5. Januar 2017.
„Was will man mehr? Ich glaub manchmal, ich bin ein bisschen verrückt“, sagt sie zu ihrer Entscheidung und lacht dabei herzhaft.
Die kam aber nicht von ungefähr. Und Ingrid Schleusener erzählt vom Leben auf dem Leegebrucher Bauernhof seinerzeit, von ihren Eltern und wie die Familie hier Landwirtschaft und Viehzucht betrieben hat.

Ingrid Schleusener ist eine geborene namens Notdurft. Ihr Vater Reinhold Notdurft (Jahrgang 1900) kaufte 1956 den Bauernhof an der Dorfstraße in Leegebruch. 1957 zog die Familie ein. Als gelernter Müller und Landwirt haben sich ihr Vater und wie damals üblich auch alle Familienmitglieder um die Acker- und Viehwirtschaft gekümmert. Zum bäuerlichen Gehöft gehörten etwa acht Kühe, drei Pferde, acht bis zehn Schweine und Land im Umfeld. Vom Acker hat heute Ingrid Schleusener noch eine kleine Fläche von acht Hektar hinter dem Muhre-Verlauf, die sie derzeit an die Agro GmbH Germendorf verpachtet hat.
„Komisch meine Ambition. Denn mein Vater, er verstarb im Juni 1975, hat nie einen Traktor gehabt. Er sei in jungen Jahren ein passionierter Reiter gewesen“, hat er mir einmal erzählt und so ist es auch von der Familie überliefert. Und er war bekannt dafür, dass er sich damals nicht hat vereinnahmen lassen bei den Umwälzungen der DDR mit LPG-Gründungen. Er soll wohl der einzige noch selbstständige Bauer in Leegebruch gewesen sein. „Und war sicher darauf auch etwas stolz“, vermutet sie.

Erste Fahrt mit Sohn Markus (Foto: Liane Protzmann)

Erste Fahrt mit Sohn Markus (Foto: Liane Protzmann)

Mit ihrem Sohn Markus, der in einem Agrarinstitut arbeitet, hatte sie schon immer mal das Thema Traktor vor Jahren gestreift, doch die Wankelmütigkeit blieb vorerst. Trotz Fokus darauf und Besuche bei Traktortreffen in der Region.
„Da bin ich mal aufgestiegen, habe das Gefühl auf einem Traktor sitzend genossen und fand es super toll“, erzählt Ingrid Schleusener.
Im Herbst vergangenen Jahres stand für sie nun fest: Ich will einen Traktor.
Dies ihrem Sohn Markus mitteilend, hat der sich im Internet mal umgesehen. „Er kam dann am 8. Januar 2017 zu mir, zeigte im Netz ein super günstiges Angebot mit der Bemerkung: Diesen Hanomag kannst Du getrost kaufen“, berichtet die Leegebrucherin. Gesagt-getan.
Am 18. Januar 2017 erfolgte die Anlieferung aus Pfullendorf bei Freiburg, etwa knapp 750 Kilometer von hier entfernt. Ein spezielles Unternehmen für Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen lieferte den Oldtimer.

Bernd Heinzeller legt selbst Hand an (Foto: Liane Protzmann)

Bernd Heinzeller legt selbst Hand an (Foto: Liane Protzmann)

Eine knatternde Spritztour wenige Tage später, sozusagen die Jungfernfahrt auf brandenburgischem Boden, genoss Ingrid bereits mit ihrem Sohn am Lenkrad.
Jetzt steht Hanomag, für den es erst einmal noch keinen poppigen Kosenamen gibt, in der Scheune. Auch eine Renovierung steht an. Das Aufmöbeln soll sich natürlich an das Original halten. Dafür hat sie als Spezialisten ihren Lebenspartner an ihrer Seite, der den alten Herrn Hanomag wieder zu neuem Glanz verhelfen wird.
Ein Spielzeug nur? „Nein. Ich werde den Traktor nutzen und fahren. Darauf freu ich mich schon. Und möchte auch irgendwann meinen Kindern und Enkeln damit etwas Nachhaltiges hinterlassen“, sieht sie ihren Spleen.

Liane Protzmann